Grund für Erdbeben "wahrscheinlich Erdgasförderung"

Langwedel erzittert

Ein Blick auf die Karte des Wirtschaftsverbandes für Erdöl- und Erdgasgewinnung zeigt, dass sich das Epizentrum des Erdbebens in Langwedel befindet. Spürbar war es jedoch bis in die Samtgemeinde Sottrum und den Flecken Ottersberg.
 ©Andreas Schultz

Sottrum/Ottersberg. Ein Knall und dann wackelt das ganze Haus zwei Sekunden lang – eine Erfahrung, die viele Bewohner in und um Langwedel am vergangenen Wochenende gemacht haben. Im Erdgasfeld Völkersen bebte die Erde und im Verbreitungsgebiet der Rundschau bekamen das vor allem die Menschen in Ahausen, Hellwege, Hassendorf, Ottersberg und Sottrum zu spüren.

Um 19.45 Uhr bahnte sich das Zittern von Langwedel aus in alle Himmelsrichtungen seinen Weg. Messungen unterschiedlicher Einrichtungen zur Stärke fallen recht ähnlich aus. Die sogenannte Lokalmagnitude fällt beim Geoforschungszentrum (GFZ) Potsdam auf 3,0 Punkte, beim seismischem Messsystem des Wirtschaftsverbands Erdöl- und Erdgasgewinnung (WEG) 3,3 Punkte und der Niedersächsische Erdbebendienst (NED) des Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) geht von 3,2 aus. Der NED registrierte das Erdbeben mit Hilfe seismischer Stationen, die die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) gemeinsam mit geophysikalischen Forschungs- und Hochschuleinrichtungen betreiben. Es war nicht das erste Beben: Im Landkreis Verden hatte das LBEG zuvor zwischen 2008 und 2015 bereits sechs leichte Erdbeben mit Magnituden von 1,8 bis 2,9 registriert.

65 Bürger-Meldungen zum Beben erreichten den NED kurz nach der Erschütterung. Die Augenzeugen berichten von klapperden Türen und Fenstern sowie klirrenden Gläsern. Auch im Internet verbreiten sich schnell Berichte. In vielen Fällen blieb es bei klirrendem Geschirr, aber auch von knarzenden Holzhäusern und Rissen in den Wänden ist zu lesen.

Auf einer privat betriebenen Internetseite, juskis-erdbebennews.de, häufen sich zudem Angaben, es habe kurz vor dem Beben einen lauten Knall gegeben. Gerade aus dem Bereich Langwedel berichten Zeugen von einem Geräusch, das einige mit den Worten „wie bei einer Explosion“ beschreiben.

Das Landesbergamt hält den Zusammenhang zwischen Beben und Erdgasförderung für wahrscheinlich. Auch für den Knall hat Monika Bischoff, Seismologin beim LBEG, eine Erklärung. Dadurch, dass das Gas bei der Förderung aus den Gesteinsporen entweicht, entstehe im Untergrund Spannung. Die Poren werden ähnlich wie ein Schwamm zusammengedrück. Dieser Druck wiederum entlade sich beim sogenannten Scherbruch impulsartig. „Deshalb reiben sich Gesteinsschichten aneinander und das ist es, was man als starke Erschütterung wahrnehmen kann“, erklärt die Geophysikerin. Die elastischen Wellen, die sich im Untergrund ausbreiten, wandeln sich an der Oberfläche in Schall. Wer sich näher am Epizentrum befindet, hört einen Knall. Je weiter der Zuhörer entfernt ist, desto mehr wandelt sich der Knall zum dumpfen Grollen.

Ein wahrnehmbares Nachbeben hält Bischoff für unwahrscheinlich. „Das haben wir in Norddeutschland noch nicht beobachtet. Natürlich kann es das immer mal geben. Meistens fallen derartige Nachbeben aber so schwach aus, dass sie zwar messbar, aber nicht spürbar sind.“

Wer nun Erdbebenschäden an seinem Eigentum feststellt, dem rät Bischoff sich an Dea, den Betreiber des Erdgasfeldes, zu richten. Sollte eine dortige Meldung nicht von Erfolg gekrönt sein, können sich Betroffene an die Schlichtungsstelle Bergschaden Niedersachsen wenden, die sich in der Verwaltung des Landkreises Rotenburg befindet.

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