Vortrag über Aufzucht und Besatz von Meerforellen und Lachs - Von Heidrun Meyer

Wiederansiedlung gelungen

Peter Wessendorf, Brutwart des Sittenser Sportfischervereins, berichtete über die Entstehungsgeschichte des Wiederansiedlungsprojektes von Meerforelle und Lachs. Foto: Heidrun Meyer ©

Sittensen. Peter Wessendorf ist von Kind an Angler aus Leidenschaft. Regelmäßig reist er nach Norwegen zum Lachsangeln. Seine Passion hat ihn auch zum Sportfischerverein Sittensen gebracht. Dort bekleidet er seit vielen Jahren den Posten des Brutwartes und widmet sich der Aufzucht und dem Besatz von Meerforellen und Lachs. Von November bis Februar ist der 53-jährige Sittenser täglich im vereinseigenen Bruthaus im Einsatz und kümmert sich dort um die Versorgung der Brütlinge. Die Eier der Fische werden abgestreift, befruchtet und auf Brutpfannen gelegt. Der Nachwuchs wird in die Oste eingesetzt, wenn die Fische eine bestimmte Größe erreicht haben.

Im Rahmen des Festabends zum 50-jährigen Vereinsbestehen blickte er auf die Entstehungsgeschichte des erfolgreichen Wiederansiedlungsprojektes von Meerforelle und Lachs in der Oste zurück. Demnach fasste die Besatzgemeinschaft Oste 1 (BG-Oste 1) im Frühjahr 1980 den Beschluss, sich an dem Programm zur Wiedereinbürgerung zu beteiligen. An der Oste sind zwei Fischereibesatzgemeinschaften tätig: die Ostepachtgemeinschaft (OPG) Untere Oste und die Besatzgemeinschaft Oste 1 Obere Oste.

Mit dem Kauf und Besatz von 5.000 Meerforellenbrütlingen nahm das Wiedereinbürgerungsprogramm 1981 seinen Anfang. Sie wurden in den Nebengewässern der Oste ausgebracht. Im folgenden Jahr begannen sie mit dem Bau der ersten Brutwannen aus Aluminium und Holz. „20.000 Eier konnten erbrütet werden“, so Wessendorf. Aus Norwegen importierten die Angler 10.000 Lachs-Eier, zusätzlich kauften und besetzten sie weitere 5.000 Meerforellen-Brütlinge.

1983 erfolgte die Erweiterung der Freiland-Brutanlage in Freyersen um eine weitere Brutwanne. Die Kapazität betrug damit 40.000 Eier. 1984 war noch eine Erweiterung nötig. In Eigenleistung errichteten die Mitglieder ein kleines Bruthaus. Mit Beteiligung des Landesfischerverbandes Niedersachsen schafften sie ein Elektrofischereigerät an. In der Folgezeit wurden weitere Brutwannen angefertigt, um die Kapazitäten zur Erbrütung zu erhöhen. In den Anfangsjahren wurde Wessendorf zufolge die Oste noch mit Handgeräten befischt. Später folgten Elektrobefischungen, die ebenfalls unter seiner Leitung stehen. 1985 befischten sie erstmals die Oste, 1986 den Alpershausener Mühlenbach, ein kleines Nebengewässer am Oberlauf der Oste.

„Dort die Überraschung: Wir haben 27 große Meerforellen gefangen“, erzählte Wessendorf. 1987 errichteten sie in Freyersen ein zweites Bruthaus. Außerdem wurden zwei industriell gefertigte Brutwannen beschafft. Damit konnte die Kapazität auf 80.000 Eier ausgebaut werden.

1988 wurde eine engere Zusammenarbeit mit dem ASV-Lamstedt beschlossen. Und es wurden zum ersten Mal Eier an das Wümmeprojekt abgegeben.

Der Bau eines Bruthauses in Sittensen fand 1989 statt. Das Grundstück an der Oste stellte die Gemeinde Sittensen zur Verfügung. Laut Wessendorf erbrachten die Mitglieder mehr als 1.400 Stunden an Eigenleistung. In der ersten Saison konnten sieben Brutwannen belegt werden. Im Obergeschoss wurde zu Schulungszwecken eine Aquarienanlage eingerichtet. Durch die Anschaffung eines eigenen Bootes konnten die Sittenser bereits nach zwei Jahren selber fischen. Die Brutkapazität wurde schrittweise auf etwa 216.000 Eier erweitert, 1991 eine Fischtreppe am Mühlenwehr eingebaut. Damit ist der Hauptlauf der Oste von der Mündung bis zur Quelle durchgängig. 1998 mussten die Angler die Brutanlage II in Freyersen aufgeben.

Daher haben sie die Kapazität der Sittenser Anlage in gut 1.300 Stunden Eigenleistung auf rund 456.000 Eier ausgebaut. Auf Initiative des damaligen niedersächsischen Landesamtes für Ökologie begann auch ein Markierungsprogramm für Lachse und Meerforellen. Im Jahr 2000 wurde ein neues Boot für die E-Befischungen gebaut, 2004 die Rundstromanlage zur Hälterung der Laichfische auf vier Becken erweitert. Dadurch können etwa 50.000 Lachs-Brütlinge über einen Zeitraum von etwa acht bis zehn Wochen angefüttert werden.

2006 legten die Mitglieder drei weitere Laichbetten in der Oste an, ein Jahr später folgte eine Modernisierung der Aufzuchtanlage, die Bandfutterautomaten wurden durch eine elektronisch gesteuerte Anlage ersetzt.

2010 erfolgte die Beschilderung der Laichbetten. „Neben der künstlichen Erbrütung und dem Anfüttern von Lachsbrut wurden jedes Jahr strukturverbessernde Maßnahmen an der Oste und ihren Nebengewässern durchgeführt, durch das Anlegen von ein bis drei Laichbetten jährlich“, erläuterte Wessendorf. 2012 ersetzten sie in der Oste und einem Nebengewässer drei Sohlabstürze und das Mühlenwehr in Sittensen durch Sohlgleiten. „Diese Maßnahmen haben sich positiv auf die Wanderbewegungen und Jungfischhabitate aller Fischarten ausgewirkt.“ Eine Kontrollbefischung habe gezeigt, dass die 170 Meter lange Sohlgleite am ehemaligen Mühlenwehr sehr schnell vom Lachs- und Meerforellennachwuchs angenommen worden sei.

Der Bestand an aufsteigenden Meerforellen und Lachsen ist Wessendorf zufolge jährlichen Schwankungen unterworfen, tendenziell steigen die Zahlen an Rückkehrern aber an. „Wir hoffen, dass in den kommenden Jahren mehr Fische die Sohlgleite nicht nur als Aufstiegshilfe, sondern auch als Laichhabitat nutzen“, erklärte Wessendorf.