Roueida Kara ist als Dolmetscherin und Lehrerin gefragt

Sprachrohr der Flüchtlinge

In der Beekeschule Scheeßel leitet die gebürtige Libanesin Roueida Kara einen Deutschkurs für Flüchtlinge.
 ©Joris Ujen

Scheeßel (jo). Mit neun Jahren floh sie mit ihren Eltern aus dem Libanon. Dort herrschte 1990 noch Bürgerkrieg. 26 Jahre später ist sie als Dolmetscherin, Deutschlehrerin und Sozialarbeiterin in Scheeßel und Rotenburg tätig – Roueida Kara. Auf die Frage, wo ihre Heimat ist, antwortet die dreifache Mutter: „Heimat ist da, wo meine Eltern sind.“

Das Licht der Welt erblickte Kara in der südlibanesischen Stadt Sidon und wuchs in der nicht weit entfernten Großstadt Tyros auf. Ihre erste Station in Deutschland war die Kreisstadt Merzig im Saarland. Schon dort agierte Kara als Übersetzerin für ihre Familie. Deutsch sprach sie zu Beginn noch nicht, hatte aber bereits in einer libanesischen Grundschule Englisch gelernt. Mit diesen Sprachkenntnissen konnte sie zwischen ihren Eltern und Deutschen vermitteln und sammelte dadurch schon in jungen Jahren erste Erfahrungen als Dolmetscherin. Im Saarland lernte sie auch ihren zukünftigen Mann kennen, ebenfalls aus dem Libanon, dem sie mit ihrer Familie nach Scheeßel folgte. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Kara zurück.

Im Beeke-Ort angekommen, machte sie eine Ausbildung als Bäckereifachverkäuferin. Etwas später bewarb sich die Libanesin an der Beekeschule Scheeßel, wo sie eine AG für Sport, Spiel und Entspannung leitete. Dort lernte sie die VHS-Mitarbeiterin Justina Unger kennen, die Deutschunterricht für ausländische Kinder gab. Ein Kontakt, der sich später noch für Kara auszahlen würde. Denn die VHS ist mit der Zusammenarbeit mit Kara sehr zufrieden. „Frau Kara ist die geborene Lehrerin und es wäre wünschenswert, wenn sie diesen Berufsweg weitergehen könnte und würde“, sagt die Fachbereichsleiterin Birgit Lynge.

Als Anfang vergangenen Jahres die Anzahl der Flüchtlinge in der Gemeinde Scheeßel rasant zunahm, überzeugte Paul Göttert, Vorsitzender von der Flüchtlingshilfe Scheeßel, Kara als Dolmetscherin tätig zu werden. Seitdem ist mehr als ein Jahr vergangen und ihre Aufgaben sind gewachsen: Zum einen leitet sie mit Linda Ulloa de la Torre einen ehrenamtlichen Deutschkurs für Flüchtlinge, jeden Donnerstag von 17 bis 18.30 Uhr in der Beekeschule. Zum anderen arbeitet sie seit November auch für die Volkshochschule Rotenburg als Sprachlehrerin. Ihre Beekeschule-Kollegin Unger vermittelte ihr diesen Job, für den sie auch bezahlt wird. Rund 20 Schüler betreut sie jeden Montag bis Donnerstag, von 9 bis 12 Uhr im Vereinshaus des SV-Rot-Weiß Scheeßel. Aktuell bereitet sie mit ihrer Kollegin Anke Bellmann, die immer freitags den Deutschkurs leitet, die Teilnehmer auf die Abschlussprüfung A1 im März vor.

Parallel zum Sprachunterricht absolvierten die Flüchtlinge einen Erste-Hilfe-Kurs. „Dieses Zusatzangebot fanden sie ganz toll und sind mit voller Tatendrang dabei“, freut sich Kara.

„Ich werde auch regelmäßig von Ärzten angerufen, die eine Dolmetscherin brauchen“, erzählt die 35-Jährige. Auch in der Grundschule Scheeßel werden ihre Sprachkenntnisse immer wieder dankend angenommen. Des Weiteren ist sie regelmäßig das Sprachrohr für die Asylbewerber, die beim SV Rot-Weiß Scheeßel trainieren. Und letztendlich ist da zudem die Gemeinde Scheeßel, die sie bei der Ankunft weiterer Flüchtlinge unterstützt. Als selbstverständlich sieht sie ihren Berufsweg nicht an: „Justina hat mir den Job bei der VHS vermittelt, dafür bin ich ihr sehr dankbar, ebenso wie der VHS selbst. Genauso wie Paul und Franz Wenzl (stellvertretender Vorsitzender der Flüchtlingshilfe), die mir immer zur Seite stehen und der Gemeinde Scheeßel.“

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