„Vögel des Glücks“ rasten im Breddorfer und Tister Moor - Von Elke Keppler-Rosenau

Das große Fressen

Die Kraniche haben das Tister Moor als Zwischenstation auf dem Weg in den Süden fest eingeplant. Foto: Elke Keppler-Rosenau
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Landkreis Rotenburg. Der alljährliche Kranichzug im Oktober bis zur Frostgrenze war für Vogelbeobachter schon immer ein besonderes Erlebnis. Viele reisten dafür nach Mecklenburg-Vorpommern, denn dort rasteten die Kraniche zu Tausenden auf den Kartoffel- und Getreideäckern. Seit ein paar Jahren hat sich das gewandelt. Der zunehmende Maisanbau im Landkreis Rotenburg und die Wiedervernässung und Unterschutzstellung der Moore bietet den „Vögeln des Glücks“, wie sie seit der Antike genannt und verehrt werden, ein ideales Nahrungsangebot.

Deshalb landen sie inzwischen zu Zehntausenden im Landkreis, um sich vor dem großen Flug in die Überwinterungsgebiete wie Spanien oder Nordafrika mit Resten der Maisernte Kraft anzufressen.

Sind Natur- und Umweltschützer zunehmend besorgt, weil die Monokultur des Maisanbaus mehr und mehr zu einem Rückgang der Flora und Fauna sorgt, so sind die Kraniche ein Ausgleich dafür, denn das reichliche Nahrungsangebot macht den Landkreis für sie zu einem wertvollen Rastplatz. An der Ostseeküste, dem mecklenburgischen Bodden sollen, laut Auskunft des Nabu, die Zahlen der rastenden Kraniche bereits abgenommen haben, was wiederum auf das Nahrungsangebot zurückzuführen ist. Das Naturschauspiel, wenn die imposanten Vögel mit dem markanten roten Kopfschmuck dicht an dicht auf den Äckern stehen, lockt derzeit viele Schaulustige sowohl bei Breddorf, als auch im Tister Bauernmoor mit Kameras an. Allerdings darf man nicht zu nahe kommen. Fühlen sich die Tiere gestört, erheben sie sich in die Luft und fliegen zu einem anderen Futterplatz. Autos dulden sie von weitem, steigt aber jemand aus, heben sie ab. Bei großen Pulks sind einzeln stehende Wächter zu bemerken, die die Umgebung fest im Blick haben. Sieht er eine Gefahr, meldet er mit lautem Trompeten und die ganze Schar wird aufmerksam. Anders ist es bei landwirtschaftlichen Maschinen und Traktoren. Die werden offenkundig von den Vögeln als gegeben hingenommen und stören nicht weiter. Wer ein gutes Fernglas besitzt, kann beobachten, dass sehr viele Kranichpaare Jungvögel führen. Diese sind deutlich an den noch braunen Köpfen mit fehlendem roten Kopfschmuck zu erkennen. Sie sind schlanker als die Altvögel und haben auch noch kein ausgeprägtes Schwanzgefieder. Erheben sich die Jungen mit ihren Eltern in die Luft, fliegen sie meistens zwischen ihnen, zeigen aber schon ein sicheres Flugbild. Einen sehr seltenen Anblick zeigt eines unserer Fotos, auf dem ein fliegender Kranich beringt ist. Am linken Bein zeigt sich die Landeskennung. Rechts, nicht zu sehen, trägt der Vogel die Individualkennung die Aufschluss über Geburtsort und Alter gibt. Nimmt sich der Vogelbeobachter Zeit für ausführliche Beobachtungen, so ist zu bemerken, dass Vogeleltern immer wieder die Flugfähigkeit ihrer Jungen trainieren. Sie starten, landen, fliegen in Formation, um sich dann wieder der Nahrungsaufnahme zu widmen, ohne ihr Jungtier aus den Augen zu lassen. Am späten Nachmittag und danach setzt der große Abflug ein. Die Kraniche fliegen in die Moore. Das Tister Bauernmoor, das Houvenhoops Moor, das Günnemoor im benachbarten Landkreis Osterholz sind ideale Plätze, um gefahrlos die Nächte zu verbringen. Die Vögel bevorzugen seichte Gewässer, die für Füchse unerreichbar sind. Mit ihren unverkennbaren Rufen, die in der Masse durchaus schon mal ohrenbetäubend sein können, fliegen sie in diese Gebiete ein und bieten dem Betrachter einen unvergesslichen Anblick.

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