„Lotte am Bullensee“ wartet weiter auf Anerkennung der Gemeinnützigkeit - Von Nina Baucke

Raus aus der Imbissfalle

Wie geht es weiter mit "Lotte am Bullensee"? "Lottchen"-Betreiberin Marion Walpert (links) und Vereinsvorsitzende Sassa Weyandt hoffen das Beste. Foto: Nina Baucke
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Rotenburg/Kirchwalsede. Ist ein Kochkurs mit saisonalen Zutaten gemeinnützig? Nicht wirklich, sagt das Finanzamt des Landkreises Rotenburg und stuft Veranstaltungen wie diese unter „wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb“ ein – und das gehört wiederum nicht zu einem Verein, der gemeinnützig sein will. Darüber kann Sassa Weyandt nur den Kopf schütteln: „Es gibt soviel gemeinnützige Initiativen für gesundes Essen. Warum gilt das nicht hier?“

Die Ahauserin kämpft schon eine ganze Weile für ein Kulturzentrum im Bullenseepavillon, das sie mit dem Verein „Lotte am Bullensee“ ins Leben rufen will. Ideen, um das Projekt dementsprechend zu füllen, haben sie und ihre Mitstreiter reichlich, bislang finden viele davon allerdings lediglich auf dem Papier statt. Währenddessen füllt der Schriftverkehr zwischen Verein, Finanzamt und Anwalt mittlerweile ganze Ordner.

Im vergangenen Jahr hatte der Kreistag vornehmlich mit den Stimmen der Mehrheitsgruppe aus SPD, Grüne und WFB „Lotte“ das Grundstück mit dem Kioskgebäude übertragen und zudem 260.000  Euro für die Sanierung beigesteuert – unter der Voraussetzung, dass der Verein die Gemeinnützigkeit erlangt. Diese Entscheidung obliegt jedoch dem Finanzamt, und das überprüft nun jedes Vereinsvorhaben. Ein Jahr nach dem Beschluss wird „Lotte“ anwaltlich vertreten und muss zunächst liefern: detaillierte Beschreibungen der geplanten Veranstaltungen, begleitet von einem pädagogischen Konzept, zum Nachweis der Gemeinnützigkeit. Aber seit Freitag vergangener Woche ist es amtlich, „dass wir kein Gastronomiebetrieb sind“, sagt Weyandt. „Wir sind aus der Imbissfalle raus.“ Und dennoch: „So kompliziert hat sich das niemand bei uns vorgestellt“, gesteht sie mit leichter Resignation in der Stimme. „Anfangs fanden viele unser Konzept super, jetzt kommen die Kritiker hervor. Dazu sorgt dieses ganze lange Hickhack für böse Stimmen, die fragen, wann hier mal endlich was passiert, wir hätten doch die Zusage vom Landkreis.“

Einzige Vorbotin am Bullensee ist bislang die Holzhütte „Lottchen“, in der Marion Walpert Getränke und kleine Snacks anbietet. Derzeit hat sie die Ecke, auf dem die Hütte steht, vom Landkreis gepachtet, später soll der Pachtvertrag mit dem Verein „Lotte am Bullensee“ weitergeführt werden. Zumal der Verein selber später im Pavillon keine eigene Gastronomie unterhalten will, sondern lediglich das Kulturzentrum an sich.

„Bei schönem Wetter läuft es auch sehr gut“, sagt die Kirchwalsederin. Bislang allerdings macht sich das schöne Wetter eher rar. „Aber wir haben einige Stammgäste, die von weitem schon ihren Käseteller bestellen“, freut sich Walpert. Käseteller und Pilzpastete statt Bratwurst und Pommes – mit diesem Bruch im klassischen Kioskprogramm gibt sie schon einmal die Marschrichtung vor, in die sich auch „Lotte“ bewegen will, auch wenn „Lottchen“ unabhängig vom Verein existiert. „Vom Konzept her sprechen wir uns schon ab“, sagt Weyandt.

Denn für „Lottchen“ wie „Lotte“ gilt: weg vom Gewöhnlichen, hin zum Ungewöhnlichen – wie beispielsweise ein Tangoabend unter freiem Himmel und der Pilzpastete. Mit einer kleinen Umweltbibliothek, in der Wanderer Informationen über Dinge finden, die ihnen bei ihrem Gang entlang des Bullensees begegnet sind. „Manchmal denken wir: Sollen die uns doch das Gelände für einen symbolischen Euro übergeben, dann versuchen wir es mit der Renovierung des Pavillons einfach selbst und ohne Zuschüsse“, bemerkt Weyandt. Die Umbaupläne für den Pavillon aus den 70er-Jahren liegen zumindest schon auf dem Tisch und sind auch schon mit dem Gebäudemanagement des Landkreises besprochen. Dazu gehört auch eine barrierefreie Toiletten. „Und nach wie vor kostet der Pavillon dem Landkreis Geld, weswegen er ihn schließlich ja auch loswerden will.“

Dennoch bleibt Weyandt zuversichtlich. „Wenn erst der Papierkrieg vorbei ist, tut sich auch was. Dann wird hier etwas sichtbar.“ Trotz des Wartens ist „Lotte“ in den vergangenen zwölf Monaten ein Stück weiter gekommen, findet Weyandt. Sie und ihre Mitstreiter vom Verein „Lotte am Bullensee“ wollen an der Idee von einem Kulturzentrum am Bullensee festhalten – „auch, wenn der Weg noch lang ist. Denn wir glauben, dass da etwas Tolles entsteht.“

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