Kammerorchester überrascht mit Unbekanntem

Inklusive Hardangerfidel

Das Kammerorchester aus Ottersberg begeisterte das Publikum. Foto: Elke Keppler-Rosenau
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Fischerhude (kr). Eigentlich sind die Norweger als ein bedächtiges Volk bekannt, dass sie aber auch ausgelassen tanzen und feiern können und ein Gespür für feine Musik haben, davon vermittelte kürzlich das Ottersberger Kammerorchester unter der Leitung von Clive Ford begeisterten Musikfreunden in der Fischerhuder Liebfrauenkirche eine Ahnung.

Bei dem Konzert im Rahmen der Wintertournee stand zunächst die Ouvertüre zu „Die Verschworenen“ von Franz Schubert auf dem Programm, die das Publikum auf einen musikalischen Abend der Extraklasse einstimmte. Locker, aber hochkonzentriert lieferte das Orchester damit einen Beweis seiner klanglichen Harmonie, die im Zusammenspiel nicht einen Moment an ein Laienorchester denken lässt. Der Hauptpart der Darbietung lag auf Kompositionen von Edvard Grieg (1843 bis 1907) und seinen Norwegischen Bauerntänzen aus Opus 72, woraus Orchestermitglied Martin Jungmann vier Tänze für das Kammerorchester neu bearbeitet hat. Zum Einsatz kam dabei die Bratschistin Claudia Meier als Solistin, die einen einjährigen Norwegen-Aufenthalt genutzt hat, um die Hardangerfidel für sich zu entdecken.

Sie absolvierte dort im hohen Norden eine Ausbildung an jenem Instrument, das erstmals 1651 Erwähnung fand und als Kastenhalslaute der klassischen Violine ähnlich ist. Im Süden Norwegens vorwiegend zur Volksmusik verwendet, hat diese Geige durch Grieg auch Eingang in orchestrales Geschehen gefunden. Grieg komponierte außerdem Stücke, die ursprünglich nur auf der Fidel gespielt wurden, auch für Klavier und bescherte diesem ursprünglich bäuerlichen Instrument eine höfische Karriere. Er fasste die alten, nur mündlich überlieferten Stücke in Noten, schreib sie auf und gab ihnen eine eigene Identität.

Das Besondere an diesem Instrument, so erklärte Meier dem Publikum, sei die spezielle Saitenausrichtung, wobei unter den herkömmlichen Saiten sogenannte Resonanzsaiten angebracht wurden, die für den warmen Klang verantwortlich seien. Meier unterlegte ihre Soli für Hardangerfidel mit Fotografien norwegischer Landschaften, die das Publikum mitnahm in enge Täler, beeindruckende Fjorde und schneebedeckte Berge, in denen Trolle und Feen hausen sollen.

Titel wie „Der Brautmarsch“ oder „Vom Hügel“ vermittelten einen Blick auf ausgelassene Fröhlichkeit ländlicher Feste, bei der die Fidel zum Einsatz kam. Meier beließ es während ihrer Hinwendung zur Hardangerfidel nicht, sie nur zu studieren, sie brachte auch zwei Instrumente mit nach Deutschland und bereichert damit das Repertoire des Kammerorchesters. Anhaltender Beifall belohnte die Musikerin für ihre anspruchsvolle Darbietung, die es so noch nicht gegeben hat.

Streichinstrumentalisten spielten im Anschluss daran die „Englische Suite“ von Hubert Parry (1848 bis 1918) als Interpretation für Streichorchester und begeisterten die Zuhörerschaft einmal mehr mit ihrer sensiblen Art, selten gehörte Stücke zu spielen. Die Sinfonie in c-Moll von Antonio Cartellierie (1772 bis 1807) sowie lautstark geforderte Zugaben bildeten den Abschluss des Konzertes.

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