Hans Tegtmeyer über die Geschichte einer Kanzel

Akribische Detektivarbeit

Hans Tegtmeyer spürte der Herkunft der Ottersberger Kanzel in der St.-Christophorus-Kirche nach. Foto: Elke Keppler-Rosenau
 ©

Ottersberg (kr). Woher kommt sie eigentliuch, die prächtige Kanzel in der Ottersberger Christophorus-Kirche? Wer hat sie gefertigt? Dieser Frage spürte Pastor im Ruhestand Hans Tegtmeyer aus Buxtehude nach. In mühevoller Kleinarbeit forschte er nach, wer von den Sakralschnitzern bei diesem Meisterstück in Lindenholz im 17. Jahrhundert am Werk war und stellte seine Ergebnisse kürzlich einem interessierten Publikum in einem Vortrag in der Kirche vor.

Johann Tamcke, Altarschnitzer aus Buxtehude, dessen Werke in den Kirchen zu Moisburg, Horneburg, Selsingen, Estebrügge und York nachgewiesen wurden, soll auch Kanzeln mit sakralen Motiven für die ehemalige Rotenburger Schlosskapelle gefertigt haben. Auch die Johannis Kirche in Verden soll er mit Schnitzereien ausgestattet haben, ermittelte Tegtmeyer. Allerdings sei er bei vielen Nachforschungen nach überlieferten Unterlagen gescheitert, denn in vielen Fällen seien Nachweise nicht vorhanden, weil Brände, die in früheren Zeiten verheerend zerstörerisch Auswirkungen hatten und Kirchenbücher vernichtet haben.

Intensive Nachforschungen hätten aber ergeben, dass die Ottersberger Kanzel und der Altar aus der Rotenburger Schlosskapelle stammen könnten, ohne dass eine genaue Jahreszahl genannt werden könne. Der Stader Generalsuperindendent Johann Hinrich Pratje habe 1773 in Kirchenbüchern vermerkt, dass die Übergabe im Jahre 1694 erfolgt sei. Andere Quellen würden sich auf 1690 beziehen, einer Zeit, als Ottersberg von den Schweden beherrscht wurde. Pastor Tegtmeyer zitierte aus Unterlagen von damals, die in einer komplizierten Schreibweise von einem weißen Gewölbe, einer kleinen Orgel, deren Pfeifen „ruinieret“ waren, sprechen.

Schwierig nachzuvollziehende Eintragungen erzählen von der Einäscherung Ottersbergs und der Kapelle von 1626 und dem Aufbau des jetzigen Gotteshauses, das nur als Kapelle geführt wurde, haben die Nachforschungen aufwendig gestaltet. Aktuelle Eintragungen im Kunstreferat der Landeskirche leiten sich von der am Altar eingeschnitzten Jahreszahl ab, die auf die Kanzel übernommen wurden. Tegtmeyer als Heimathistoriker in Sachen Kirchengeschichte verglich die Ottersberger Kanzel mit anderen von Johann Tamcke in der Region aus den Jahren 1639 bis 1656 und entdeckte viele Ähnlichkeiten, die den Schluss zulassen, dass auch die Ottersberger Kanzel von Tamcke gefertigt wurde. Auffällig sei die Schnitzerei der vier Evangelisten Johannes, Matthäus, Lukas und Markus, die eine große Ähnlichkeit mit den Evangelisten der anderen Tamcke-Kanzeln aufwiesen.

Tamcke habe in allen seinen Arbeiten Lindenholz verwendet. Er zog zum Vergleich mit den Ottersberger Schnitzereien die Arbeiten an den Kanzeln in Apensen und Selsingen heran und zeigte auffällige Ähnlichkeiten auf. „Meine These lautet, dass die Werkstatt von Johann Tamcke an der Ottersberger Kanzel beteiligt war. Zwischen Buxtehude und Rotenburg lagen und liegen die Kirchspiele Apensen, Sittensen und Schessel. Auch Estebrügge ist nicht weit entfernt“, meinte Tegtmeyer, der lange Jahre in York ordiniert war.

Ausführlich ging er auf die Bedeutung der Kanzelfiguren ein und erläuterte deren Bezüge zum Neuen und Alten Testament und ging dabei bis an die Darlegung der zehn Gebote zurück, die in kirchlichen Ausstattungen immer wieder versinnbildlicht werden.

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser