Zelten auf dem Hurricane an drei verschiedenen Orten

Gaffa-Tape und ein Teppich

Mit Konfetti und Krönchen war diese Truppe mit viel Spaß und bestens ausgerüstet dabei.
 ©Janila Dierks

Scheeßel (jd). Wer in diesem Jahr auf dem Hurricane-Festival auf dem Zeltplatz schlief, brauchte eine gehörige Portion Durchhaltevermögen, Abenteuerlust und das richtige Festivalgefühl.

Denn obwohl alle langjährigen Hurricane-Besucher schlechtes Wetter und Regen aus den vergangenen Jahren durchaus gewöhnt sind, schlug die 20. Ausgabe des Festivals doch alle Rekorde. Tausende Besucher reisten vorzeigt ab, teilweise noch bevor die erste Band gespielt hatte. Auch nach der Gewitternacht auf Freitag und viel Regen am Samstag schwanden die Camper auf den Zeltplätzen mehr und mehr dahin.

Doch auf welchem der drei Campingplätze hatte man an diesem chaotischen Hurricane-Wochenende noch die besten Karten gegen Wind, Wasser und Gewitter? Halfen die befestigten Wege des Resorts gegen wegschwimmende Zelte oder zahlte sich das Umweltbewusstsein auf dem Grüner Wohnen Platz aus? Wir haben am Sonntag mit drei eingeschworenen Festivalliebhabergruppen von den einzelnen Zeltplätzen gesprochen, die es tatsächlich bis zum letzten Tag in ihrem Camp durchhielten.

Im Hurricane Resort sitzen Timo, Lisa, Jule, Toto und Fabio auf ihren Campingstühlen und haben den Grill angeworfen. Hinter den fünf Tostedtern ist unübersehbar ein kleiner See entstanden, der auch schon mit einem liebevoll gestalteten Schild „Freibad“ sowie bunten Blumen dekoriert wurde. Einige ihrer Zelte stehen gefährlich nahe an der Wasserkante, doch Toto versichert, richtig abgesoffen sei nur sein Zelt in der ersten der zwei Nächte, die die Truppe insgesamt im Resort geschlafen hat. „Am schlimmsten war es in der Nacht von Donnerstag auf Freitag“, erzählt der Tostedter. „Da ist mein Zelt voll gelaufen, aber ich hatte ja zu meiner Rettung eine dicke Luftmatratze.“ Das starke Gewitter bereitete den Besuchern aber mehr Ängste als der Regen.

Bei einem Blick nach links und rechts stellt sich heraus, dass die Fünf wirklich Pech hatten bei ihrer Platzwahl, denn nur minimal fällt das Gelände zu ihrem Camp hin ab. Der Rest des Resorts erscheint verblüffend trocken und dank der Wege, die von Anfang an mit Holzschnitzeln befestigt waren, kaum matschig. Doch die fünf Festivalgäste sind ganz entspannt. „Für dieses Wetter können die Veranstalter ja auch nichts“, stellen sie verständnisvoll fest. Sie genießen die Toiletten und Duschen des Resorts und wollen nächstes Jahr unbedingt wieder dabei sein, auch wenn sie das chronisch schlechte Wetter des Hurricanes so schlimm noch nie erlebt haben.

Dem stimmen auch Darja, Julia, Rena und Carina vom Grüner Wohnen Camp zu. Dass das Unwetter sogar zu Konzertabsagen führte, hatten sie in ihren bis zu zehn Jahren Hurricane-Erfahrung auch noch nicht erlebt. Sie haben es auch nicht weit, kommen alle aus dem Landkreis Rotenburg und Heidekreis. Den Luxus, das eigene Heim so nahe zu haben, nutzten die vier Frauen in diesem Jahr auch. Die Nacht von Freitag auf Samstag haben sie in ihren Zelten verbracht, die anderen Nächte zuhause. Trotz der ausgefallenen Konzerte sind die vier im nächsten Jahr wieder dabei. „Wir kommen wieder, auch hier auf das Grüner Wohnen Camp. Schließlich sind es ja nicht nur die Bands, sondern vor allem auch die Geselligkeit, die hier so besonders ist.“ Die Zelte der Frauen stehen noch sehr gut da und abgesehen von den unglaublich matschigen Wegen, in denen man teilweise mehr als knöcheltief versinkt, ist kein Wasser um oder in den Zelten der Vier in Sicht. Glück gehabt!

Weniger auf Glück als auf strategisches Vorausplanen ist der gute Zustand des Camps von Rika, Stefan, Jonas, Miki, Meike, Michelle und Anna zurückzuführen. Sie sind nicht nur an die Platzwahl auf dem normalen Campingplatz, sondern auch an das Sachenpacken sehr strukturiert heran gegangen, was bei der weiten Anreise aus Köln mit dem Auto wohl auch nötig ist. Stolz präsentieren die Sieben, die den verbliebenen „harten Kern“ der Truppe bilden, ihr Camp. Alle Nächte des Festivals haben sie dort verbracht und geben gern eine Menge Tipps preis: „Der wichtigste Gegenstand in diesem Camp ist der Teppich. Auf dem war bis gestern sogar auch Gummistiefelverbot“, erklären die ebenfalls schon langjährigen Besucher des Hurricanes. Außerdem sei Gaffa-Tape ein Muss. Mithilfe dieses Wunderklebebands gelang es der Gruppe, ihre ursprünglich zwei Pavillons zu einem dafür doppelt so stabilen Model umzuwandeln. Und dieser Pavillon steht. Außerdem sei ein klassischer Fehler, direkt am Gang das Lager aufzustellen, denn dort laufen viele Menschen lang und auch auf dem gewöhnlichen Zeltplatz hat diese Tatsache die Wege streckenweise sehr arg in Mitleidenschaft gezogen.

Ein bisschen Optimismus sei allerdings ebenfalls nötig gewesen, um den Gedanken vom Nachhausefahren aus den Köpfen zu verbannen. Als sie schließlich für ein Foto dann noch Mini-Krönchen und Konfetti aus einem der Zelte zaubern, wird erst richtig deutlich, mit wie viel Spaß, Planung und Vorfreude diese Sieben in das Wochenende gestartet sind. So haben sie für die Veranstalter auch nur Lob zurückzugeben und äußern lediglich einen Wunsch: „Vielleicht kann ja Haftbefehl im nächsten Jahr noch einmal wieder kommen, er soll so traurig über die Absage seines Konzerts gewesen sein.“

Es zeigt sich also, dass – egal welche Zeltplatzmöglichkeit – vor allem die richtige Platzwahl in diesem Jahr gezeigt hat, ob das Wochenende – im wahrsten Sinne des Wortes – ins Wasser fällt oder nicht. Ob mit einem Zuhause in der Nähe, befestigten Wegen, überlegtem Kofferpacken oder einfach nur dem gewohnten Festivalspaß – diese drei Campinggruppen haben einen Weg gefunden, um bis zum letzten Tag zu bleiben.

In einem sind sich alle jedoch einig: was auch in diesem Jahr für Regenstürme und Gewitter tobten – nicht einmal dieses Wetter kann sie davon abhalten auch im nächsten Jahr wieder dabei zu sein.

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