Rotenburg/Bothel. Er ist eigentlich längst im wohlverdienten Ruhestand und kaut genüsslich Knochen vor dem Kamin, anstatt im Vorabendprogramm auf Verbrecherjagd zu gehen. Doch für die Kinderhilfe Kenia kehrt er noch einmal auf die große Bühne zurück: An der Seite von Schauspielkollegin Sabine Kaack ist Archie, bekannt als Polizeihund „Kalle“ aus der ZDF-Serie „Da kommt Kalle“, am Sonntag, 11. Dezember, zu Gast im Hotel Wachtelhof in Rotenburg. Einen Kriminalfall muss er dort aber zum Glück nicht lösen: Der zwölfjährige Parson-Russell-Terrier kann entspannt die Ohren spitzen, wenn Kaack – begleitet von Alice Halada am Klavier – Weihnachtsgeschichten vorliest.
In der dritten Staffel der Familienserie, die besonders bei Kindern sehr beliebt ist, spielte Archie einen pfiffigen Schnüffler. Die Produktionsfirma war über die Züchter-Homepage seiner Besitzerin, Maike Clüver aus Bothel, auf ihn aufmerksam geworden. Nach 13 Folgen war Ende 2008 Schluss mit der tierischen Schauspielkarriere, entschied Clüver und holte ihn zurück nach Hause. 3.500 Euro hatte Archie bis dahin als Ermittler verdient. Ein bescheidener Lohn für neun Monate intensive Arbeit hunderte Kilometer von Zuhause entfernt. Aber es ging der Mathelehrerin am Ratsgymnasium nicht um blanke Zahlen.
Es war eine Entscheidung des Herzens, betont sie: „Ich hatte ihn so lange nicht gesehen. Nur hin und wieder war er zu Besuch bei uns.“ Clüver musste deshalb nicht lange darüber nachdenken, als das Filmteam ihr zunächst 40.000 Euro für Archie zahlen wollte und das Angebot später sogar auf 60.000 Euro erhöhte. Ihr Entschluss stand fest, Archie sollte in Bothel bleiben. Es dauerte nur einige Tage, bis sich „Kalle“ Zuhause wieder eingelebt und seinen Platz im Rudel gefunden hatte. Länger brauchte Clüver, um Archie den Schabernack auszutreiben, dem ihm Tiertrainer Marco Heyse für die Dreharbeiten beigebracht hatte. Archie öffnete plötzlich Schubladen, stieß Gegenstände mit der Pfote um und holte sich Essen vom Tisch. „Das hat uns Nerven gekostet“, erinnert sich Clüver mit einem Lächeln. Bald jedoch war Archie wieder ein ganz normaler Hund. Naja, zumindest beinahe: Denn auf der Straße erkennen Kinder ab und zu den tierischen Ex-Ermittler. Und per E-Mail kommt noch heute Fanpost mit Autogrammwünschen, die Archie professionell per Pfotenabdruck beantwortet. „Starallüren hat er deswegen aber nicht“, so Clüver. Seine Serie lief noch bis 2011 im ZDF, ehe sie nach 70 Folgen in fünf Staffeln abgesetzt wurde. Archies Job als „Kalle“ blieb in der Familie: „Archie Junior“, der bei Heyse lebt, trat die Nachfolge an. • Eintrittskarten für die Lesung am Sonntag, 11. Dezember, 18 Uhr, gibt es für eine Spende in Höhe von 15 Euro im Infobüro der Stadt. Reservierungen sind unter Telefonnummer 04261/71247 möglich. Auf der Internetseite www.kinderhilfe-kenia.de gibt es weitere Informationen über das wohltätige Projekt, das mit den Einnahmen der Weihnachtslesung unterstützt wird.