Kirchwalseder gewährt Wespen Obdach

Suche nach Treibstoff

Jochen Wempe (links) und seine Frau Karin zeigen Georg Radlanski vom Nabu das Lager mit alten Teppichen, in dem die Gemeine Wespe Quartier bezogen hat.
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Kirchwalsede (r/nin). „Wahre Tierliebe zeigt sich dann, wenn die Tiere dem Tierfreund das Leben schwerer machen und er trotzdem an ihrem Schutz festhält“, heißt es vom Nabu in einer Pressemitteilung: So wie Jochen Wempe aus Kirchwalsede. Gemeinsam mit seiner Frau Karin stellte er jetzt dem Nabu das große Nest der Gemeinen Wespe vor, das er im Altteppichlager seiner Malerfirma duldet.

„Wespenkolonien erreichen Mitte September ihre maximale Größe. Im Fall der Gemeinen und der Deutschen Wespe können solche Staaten bis zu 7.000 Insekten umfassen. Alle anderen Arten bilden viel kleinere Kolonien“, erläuterte Nabu-Imker und Wespenexperte Georg Radlanski. Zum Vergleich: Ein gut geführtes Bienenvolk im Sommer umfasst etwa 50.000 Arbeiterinnen.

Nur zwei der acht heimischen Wespenarten – die Gemeine und die Deutsche Wespe – fliegen auf Limo, Cola und Kuchen. „Sie nutzen süße Säfte als Treibstoff zum Fliegen und können auf der Suche danach manchmal lästig werden“, sagte Radlanski. „Dann sollte man die Ruhe bewahren und nicht hektisch werden.“ Denn ebenso wie Bienen stächen Wespen nur, wenn sie angegriffen oder gequetscht würden. Zum Versorgen ihrer Brut brauchen Wespen tierisches Eiweiß. „Fast immer sind das andere Insekten“, informierte Radlanski. Ein Wespen- oder Hornissenstaat in der Nähe helfe daher dabei, Fliegen und Mücken etwas in Schach zu halten. Anders als bei den Bienen gehen Wespen-, Hornissen- und Hummelvölker im Herbst zugrunde. Radlanski: „Nur ein paar begattete junge Königinnen überwintern und starten dann im nächsten Frühjahr neu. Und zwar fast nie an der gleichen Stelle wie im Vorjahr.“ Meist sei es daher das beste Rezept, einfach ein paar Wochen abzuwarten, wenn man sich gestört fühle – dann erledige sich das Problem auf natürliche Weise von selbst.

So hält es auch Wempe. „Ich benötige alte Teppiche zum Drunterlegen. Unseren Wagen packe ich morgens früh, da fliegen die Wespen noch nicht stark“, berichtete er. Manchmal träfen er und seine Mitarbeiter auch auf Baustellen auf Wespennester, etwa an Unterschlägen, die gestrichen werden sollen. „Auch dann ist es meistens am besten, diese Arbeit nach Möglichkeit um ein paar Wochen aufzuschieben“, sagte er.

Hummeln, Bienen, Wespen und insbesondere Hornissen gelten als zu schützende Tierarten. Der Landkreis Rotenburg hat eine Reihe von Naturfreunden zu entsprechenden Beratern ausgebildet, darunter viele Imker und Nabu-Mitglieder. Die geben Haus- und Grundbesitzern Tipps für das Zusammenleben mit Hautflüglern. Radlanski: „In schwierigen Fällen kommen die Kollegen auch ins Haus und beraten dort. Meist findet sich eine Lösung. Wenn es gar nicht anders geht, kommt manchmal auch eine Umsiedlung des Nestes infrage. Dafür müssen dann aber triftige Gründe vorliegen.“

Welcher Fachmann für welche Ortschaften zuständig ist, erfahren Interessierte unter www.nabu-rotenburg.de.

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