Das sind die drei Taktik-Trends der EM 2016

Genialer Spieleröffner: Toni Kroos (r.).
 ©dpa

München - Die ambitionierten Engländer? Raus! Titelverteidiger Spanien? Auch nicht mehr dabei! Sportlich hat die EM schon vor dem Viertelfinale reichlich Schlagzeilen produziert, auf den zweiten Blick offenbart sie auch taktisch einige Neuerungen.

Gemeinsam mit dem Institut für Fußballmanagement hat die tz die drei auffälligsten Trends im bisherigen Turnier unter die Lupe genommen. Alle drei lassen sich wunderbar am Beispiel der deutschen Mannschaft veranschaulichen. Ein Indiz dafür, dass Jogis Jungs auf dem besten Weg zum Titel sind? Alexander Schmalhofer, Leiter des Fachbereichs Spiel- und Taktikanalyse des Instituts, erklärt die neuen Ideen von Jogi Löw & Co.

Modifizierte Spieleröffnung

In den vergangenen Jahren konnte man in der Spieleröffnung

immer wieder die sogenannte dynamische Dreierkette erkennen, wobei sich ein defensiver Mittelfeldspieler zwischen die Innenverteidiger fallen ließ – gleichzeitig marschierten beide Außenverteidiger nach vorne. Diese Strategie wurde modifiziert. Der defensive Mittelfeldmann lässt sich nun öfter zwischen einen Innen- und einen Außenverteidiger fallen. Diese Bewegung zeigte vor allem Toni Kroos, der meist aus der halblinken Position das Spiel eröffnet. Der Schweizer Granit Xhaka, Kroatiens Luca Modric oder Frankreichs N’Golo Kanté agierten genauso. Der Vorteil: Der Sechser schafft ballseitig in der Spieleröffnung sofort Überzahl. Und es ergeben sich dadurch auch neue Möglichkeiten für den Außenverteidiger auf der anderen Seite. Er kann entweder vorrücken und somit die Anspielstation für einen Diagonalball darstellen. Oder er sichert zusammen mit den Innenverteidigern mögliche Konter ab. Diese Option fehlt, wenn sich der Sechser zwischen die Innenverteidiger fallen lässt – denn dann greifen beide Außenverteidiger mit an und auch der Ballführende orientiert sich nach vorne.

Die Rückkehr des Mittelstürmers

Mario Gomez? Ja, Mario Gomez! Plötzlich ist er der modernste

und beste Mittelstürmer, den Deutschland hat – und braucht. Die Renaissance des klassischen Knipsers hängt damit zusammen, dass sich viele Mannschaften auf die Defensive beschränken und extrem tief stehen. Wie ist ein solches Bollwerk zu knacken? Die Top-Teams forcieren dafür nicht nur das Kombinationsspiel durch die Mitte, sondern auch Angriffe über die Flügel. Dort entstehen Räume, weil der Mittelstürmer im Zentrum gleich mehrere Verteidiger auf sich zieht und zugleich als Zielspieler für Hereingaben fungiert. Er bringt klassische Qualitäten wie Robustheit, Kopfballstärke, Ballsicherung und Killerinstinkt ins Angriffsspiel mit ein, die in der jüngeren Vergangenheit eher als veraltet betrachtet wurden. Nun sind diese Qualitäten moderner und gefragter denn je. Nicht nur beim Weltmeister. Bei Italien steht Graziano Pelle, bei Frankreich Oliver Giroud, bei Belgien Romelu Lukaku und bei Spanien Alvaro Morata an vorderster Front.

Hohe, aktive, spielintelligente Außenverteidiger

Nicht nur Löw glaubte spätestens vor dem Spiel gegen

Nordirland, durch hohe Außenverteidiger mehr Druck auf einen tiefstehenden Gegner ausüben zu können. Auch Spanien (mit Jordi Alba und Juanfran), Frankreich (mit Evra und Sagna) oder die Schweiz (mit Lichtsteiner und Rodriguez) praktizierten dies. Aus gutem Grund: Weil beim DFB Jonas Hector und Joshua Kimmich im Spielaufbau sofort bis auf die Höhe der gegnerischen Abwehrreihe vorrücken, kann stets direkt Druck über den Flügel aufgebaut werden. Besonders interessant zu beobachten: Die Außenverteidiger sind keinesfalls nur für präzise Flanken zuständig. Sondern haben auch die Aufgabe, sich vom Flügel aus in den Strafraum zu kombinieren. Beides setzt höchste technische Fähigkeiten voraus, weshalb das Anforderungsprofil an einen modernen Außenverteidiger extrem anspruchsvoll ist. Neben entsprechendem Defensiv- beziehungsweise Zweikampfverhalten benötigt dieser auch ein exzellentes Passspiel sowie die Fähigkeit des Erkennens von Räumen und Lücken in der gegnerischen Defensive.

Sven Westerschulze

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