Erhard Grunhold archiviert mehrere Jahrzehnte Visselhöveder Alltag - Von Nina Baucke

Augenblicke auf Festplatte

Heute schneidet Erhard Grunhold seine "Leben in Visselhövede"-Filme am Computer: Das alte Mischpult hat ausgedient.
 ©Nina Baucke

Visselhövede. Es herrscht das reinste Kabelwirrwar rund um Erhard Grunholds Arbeitsplatz. Mikrofon, Kameraanschlüsse und vor allem externe Festplatten sind mit seinem Computer verbunden. Aber der Visselhöveder überblickt das vermeintliche Chaos mit wenigen Mausklicks. Auf Chipkarten und Festplatten hat er zahllose Filmminuten archiviert – und auf etlichen Bändern, die in seinen Regalen stehen, schlummern weitere Schätze in bewegten Bildern: Erhard Grunhold ist so etwas wie das filmische Gedächtnis der Stadt Visselhövede.

Den ehemaligen Stadtdirektor Visselhövedes in Abständen immer mal wieder einzuladen ist in den vergangenen drei Jahren bei einigen Gruppen, Vereinen und Kreisen fast schon eine kleine Tradition geworden. Denn Grunhold hat zahlreiche Erinnerungen im Gepäck, genauer gesagt auf DVD. Es ist die Filmreihe „Leben in Visselhövede“, von der er derzeit mit dem siebten Teil durch die umliegenden Ortschaften tourt, während er an seinem Arbeitsplatz bereits Teil Acht zusammenschneidet.Es sind Eindrücke aus allen Bereichen des Stadtlebens: Feste, Theateraufführungen, Alltag im Schwimmbad, auf der Straße, Märkte und festgehaltene Spaziergänge im Schnee, die Grunhold am Computer auf einer Länge von 60 Minuten miteinander verwebt. „Eigentlich chronologisch“, erklärt er. „Aber manchmal tauchen neue Schätze aus älteren, eigentlich abgehandelten Jahrgängen auf, die ich ja irgendwo unterbringen möchte. Hauptsache, der Zusammenhang ist irgendwo gegeben.“ Ein nicht unerheblicher Teil seiner Sammlung besteht auch schon aus dem, was andere in ihren Beständen finden und ihm anvertrauen. „Da tauchen dann schon mal alte Kassetten auf, die ich dann überspiele und mit in den Filmen verarbeite. Oder auch mal alte Super-8-Filme vom Schützenfest in Wittorf 1976.“Auch für einen begleitenden Kommentar ist gesorgt, auf seinem Schreibtisch steht ein professionelles Mikrofon.Es gibt in Visselhövede kaum ein Ereignis der vergangenen Jahrzehnte, dass Grunhold nicht mit der Kamera begleitet. Die Begeisterung für das Festhalten besonderer Momente setzt bei ihm schon sehr früh ein. „Mein Vater war schon ein leidenschaftlicher Fotograf, und ich selbst habe bereits in den 1930er-Jahren meine ersten eigenen Kameras gehabt“, sagt der ehemalige Stadtdirektor. Eine davon war eine Plattenkamera. „Das war noch so ein rechteckiger Kasten mit Stativ. Für uns Kinder war das schon interessant.“Zu Beginn der 1960er-Jahre setzt Grunhold seine festgehaltenen Augenblicke in Bewegung – buchstäblich, denn die Stadtväter werden auf ihn aufmerksam und erlauben ihm, eine Filmkamera anzuschaffen. „12.000 Mark standen mir zur Verfügung, aber ich habe dann das Budget überschritten“, erinnert sich Grunhold mit einem Schmunzeln.Er nimmt vieles in seiner Umgebung auf. Ein Beispiel ist die Einweihung des Schwimmbades 1974. Heute findet Grunholds filmisches Festhalten allerdings nicht mehr auf Rollfilm, sondern digital statt. „Die Technik bleibt nie stehen“, bemerkt er. An das Schneiden wagt er sich erstmals 1992. „Eine Nordkapfahrt hat mich dazu inspiriert, da habe ich dann zuhause an einem Schneidepult und am Rekorder gesessen – alles autodidaktisch“, sagt Grunhold. Mit einem Mischpult bastelt er Übergänge, steuert den Originalton. Irgendwann löst auch hier der Computer die alte Technik ab.Auf die Idee, seine filmischen Collagen öffentlich zu zeigen, bringt ihn vor einigen Jahren seine Frau. „Warum machst du das sonst?“, fragt sie. Daraufhin nimmt Grunhold mit dem Kultur- und Heimatverein auf und zeigt bewegte Bilder vom Stadtfest 1988. „Da kam dann auch die Idee für die Filmreihe auf.“ 2012 zeigt er die ersten Teile, die er dann auch dem Stadtarchiv zur Verfügung stellt. Auch kommt es schon mal vor, dass Vereine ihm um spezielle Zusammenschnitte ihrer Aktivitäten bitten. Zurzeit arbeitet er ein Konzert des Singkreises von 2001 auf. „Das haben viele hier in ganz besonderer Erinnerung“, ist er sich sicher. Ihm ist es wichtig, solche Erlebnisse für andere zu bewahren. „Es sind auch immer wieder Denkanstöße dabei, Bilder aus der Vergangenheit“, erklärt Grunhold. „Und wie viel würde sonst einfach so verloren gehen?“Wie es mit „Leben in Visselhövede“ weitergehen wird, ist Erhard Grunhold schon klar: selbstverständlich mit Teil Neun. „Stoff ist noch genug da“, erklärt er mit einem Augenzwinkern. Der jüngste Kultursommer böte noch einiges an Futter. „Aber wie weit ich noch komme, das weiß ich noch nicht. Da bin ich selber noch gespannt drauf.“

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