Oyten. Die Gemeinde Oyten lud jüngst die Bürger zu einer Einwohnerversammlung ein. Das Thema war der Bahnhof Sagehorn. Rund 100 Interessierte versammelten sich im Rathaus und wollten über den neuesten Stand hinsichtlich der Planungen informiert werden. Bürgermeister Manfred Cordes versammelte Fachleute um sich herum, die den Anwohnern in aller Deutlichkeit vermitteln sollten, was Sache ist.
Die Krux war nur, dass niemand genau wusste, was die Bahn nun eigentlich vorhat. Bisher gibt es lediglich Äußerungen der DB Netz aus Frankfurt, die darauf abzielen, dass in den bestehenden Bahnhof nicht weiter investiert werden würde. „Dazu sind sie auch nicht verpflichtet“, klärte Rechtsanwalt Michael Hoppenberg auf. Ein Umbau hin zur Barrierefreiheit ist somit wohl generell vom Tisch.
„Wenn die Bahn sich ohnehin schon gegen den Haltepunkt entschieden hat, warum sitzen wir dann hier?“, wollte ein Zuschauer wissen. Hoppenberg sagte, dass es eigentlich nur noch darum ginge, mit der Bahn darüber zu verhandeln, ob der von der Bahn präferierte neue Haltepunkt am Schwarzen Weg, nur ein Steinwurf vom bisherigen Standort entfernt, für die Gemeinde ein gangbarer Weg sei. Hoppenberg formulierte dahingehend, dass die Chance, einen neuen Haltepunkt zu bekommen, der dann auch barrierefrei ist, wesentlich größer sei, als die Möglichkeit, den alten zu behalten. Mehr noch: Sollten sich Gemeinde und Bevölkerung völlig gegen die Verlegung des Haltepunktes sperren, wäre das Risiko recht groß, dass in Sagehorn bald überhaupt kein Zug mehr halten würde. Der Oytener Gemeinderat, der am 3. Juni tagt, muss schließlich darüber befinden, ob er mit der Bahn in ein Verfahren eintreten möchte, was höchstwahrscheinlich darauf hinauslaufen wird, dass der Bahnhof zwar neu aber eben an einem anderen Standort entsteht. Bis diese Entscheidung getroffen ist, so Hoppenberg, könnte es bereits Frühjahr 2017 sein. Nicht unwichtig in diesem Zusammenhang ist, dass 2018 die Regionalstrecken wieder neu ausgeschrieben werden. Durchaus möglich, dass dann die Züge, die in Sagehorn halten nicht mehr Metronom heißen, sondern wieder DB im Logo führen. Und da die Bahn inzwischen Züge mit einer Gesamtlänge von 220 Metern betreibt, ist es eine dringende Notwendigkeit für einen Haltepunkt, über entsprechend lange Bahnsteige zu verfügen. Am alten Standort ist dies nicht mehr gegeben, sagt Roland Neumann, Architekt des Unternehmens Bahnstadt, das sich mit den Planungen von Bahnhöfen regelmäßig beschäftigt. Neumann zeigte dem Publikum seine Entwürfe, wie der neue Haltepunkt am Schwarzen Weg einmal aussehen könnte. Allerdings seien auch die Pläne ohne Zutun der Bahn entstanden. Es sei also durchaus möglich, dass dort in Frankfurt ganz andere Pläne in der Schublade liegen. Auch hinsichtlich der Kosten verlor man sich an dem Abend im Ungefähren. Bis zu neun Millionen Euro wurden kolportiert. Bürgemeister Cordes rechnete allerdings schon vor, dass die Gemeinde davon rund 87 Prozent gefördert bekäme. Neue Erkenntnissse, welche Variante es denn nun wird, konnten die Zuschauer nicht mit nach Hause nehmen. Dafür aber die Einsicht, dass es Abende gibt, an denen es völlig normal ist, wenn man nur Bahnhof versteht.