Diskussionsrunde in Oyten / Staatssekretärin Behrens zu Gast - Von Dennis Bartz

Abiturienten zieht es fort

Staatssekretärin Daniela Behrens sprach über die aktuelle Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik in Niedersachsen.
 ©Dennis Bartz

Oyten. Zu einer prominent besetzen Diskussionsrunde lud die SPD im Landkreis Verden und Osterholz am Montagabend in die Gaststätte „Zum alten Krug“ ein. Der Verdener Kreisvorsitzende Bernd Michallik begrüßte die Staatssekretärin des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Daniela Behrens.

Diese zeigte sich in ihrer Eröffnungsansprache optimistisch: „Die Wirtschaft entwickelt sich stabil. Für 2015 erwarten wir ein Wachstum von 1,5 Prozent – das ist zwar nicht viel, aber es gibt zumindest keine spürbare Abkühlung.“

Die Arbeitslosenzahlen in Niedersachsen seien auf dem zweitniedrigsten Stand seit November 1992: 267.000 Menschen seien derzeit auf Jobsuche. Die Quote in Niedersachsen liege bei 6,7Prozent – in den Landkreisen Verden (5,4 Prozent) und Ottersberg (4,4 Prozent) sogar darunter. Weitere Gäste des Abends waren Daniela Westerhoff, Qualifizierungsberaterin der IHK Stade für den Elbe-Wester-Raum, der Betriebsratsvorsitzende des Mercedes-Benz-Werks Bremen, Michael Peters und Verdens Landrat Peter Bohlmann. Michallik zeigte sich enttäuscht darüber, dass nur etwa 40Besucher zu dieser hochkarätig besetzten Diskussionsveranstaltung gekommen waren. Als Grund dafür machte er die Ferienzeit fest. Trotz des nicht voll besetzten Saals entwickelte sich bis in den späteren Abend hinein eine rege Diskussion, der Staatssekretärin Daniela Behrens viel Futter lieferte. Sie gab einen umfassenden Einblick in die aktuellen Schwerpunkte der niedersächsischen Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik. Demnach sei noch immer jeder zehnte Jugendliche ohne einen Ausbildungsplatz. Und jeder Fünfte breche seine Ausbildung ab. Eine Prämie für 25- bis 35-jährige Abbrecher, die im zweiten Anlauf ihre Berufsausbildung beenden, soll als zusätzliche Motivation dienen: „Sie erhalten 1.000 Euro“, kündigte Daniela Behrens an. Derzeit komme diese Prämie für etwa 6.000 Auszubildende infrage: „Wir sind gespannt darauf, für wie viele von ihnen das Anreiz genug ist.“ „Viele Betriebe klagen über einen Rückgang an Bewerbern“, berichtete die Qualifizierungsberaterin der IHK Stade, Daniela Westerhoff: „Viele Stellen bleiben deswegen unbesetzt.“ In einigen Branchen könnten sich die Bewerber ihre Stelle sogar aussuchen: „Soweit sind wir inzwischen“, erklärte Westerhoff, die ein aktuelles Beispiel dazu lieferte. Ein Auszubildender habe einem interessierten Betrieb mitgeteilt, dass dieser sich noch zwei Wochen gedülden müsse: Der Bewerber wolle erst alle Gespräche abwarten und sich dann entscheiden, wo er starte. Von diesem Luxus können die 100.000 gemeldeten Langzeitarbeitslosen in Niedersachsen dagegen nur träumen. „Es ist eine erschreckend hohe Zahl. Viele von diesen sind ohne Perpektive“, so Behrens. Besonders betroffen seien über 55-Jährige und Alleinerziehende, für die es schwierig sei, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen. Ein weiteres wichtiges Thema sei der Mangel an Fachkräften im ländlichen Raum. Dazu sagte Verdens Landrat Peter Bohlmann: „Viele der 600Abiturienten, die dieses Jahr ihren Abschluss machen, zieht es anschließend in große Städte. Wir müssen die Grundlagen dafür schaffen, dass sie wiederkommen, wenn sie eine Familie gründen.“ Auch Bohlmann findet, dass es zu viele Langzeitarbeitslosen gibt und diese – oft trotz Qualifikation und Erfahrung – zu wenig beachtet würden. „Es müssen sich mehr Firmen aus dem großen Reservoir an Langzeitarbeitslosen bedienen“, forderte Bohlmann. Er warnte vor den Folgen des demografischen Wandels, die bald spürbar würden: „Wir haben aktuell 23.000 Einwohner unter 18 Jahren. Bis 2024 werden es nur noch 19.500 sein.“ Gleichzeitig wachse die Anzahl der über 65-Jährigen im selben Zeitraum um 6.000 Einwohner. Die Überalterung der Gesellschaft sei noch nicht spürbar, berichtete der Betriebsratsvorsitzende des Mercedes-Benz-Werks in Bremen, Michael Peters: „Wir merken davon noch nichts.“ Das Werk beschäftige derzeit 13.000Mitarbeiter, davon 650Leiharbeiter. Der Altersdurchnitt liege im Werk aktuell bei 47 Jahren. „In zehn Jahren werden bei uns viel Wissen und Erfahrung verloren gehen“, bedauerte Peters. Künftig sollen mehr Auszubildende eingestellt werden. Aktuell sind es 135. „Wir suchen künftig vermehrt weibliche Auszubildende und geben mehr Hauptschülern eine Chance“, so Peters.

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