Lachen und Feiern beim Otterstedter Theater-Jubiläum

Wenn Welten aufeinander treffen

Else Kleefelds Wohnküche entwickelt sich in dem Stück vom Schlachtfeld zum gutbürgerlichen Salon. Foto: Elke Keppler-Rosenau
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Otterstedt (kr). „Hugo, go mi gau ut‘n Wech un treck di wat anners an. Du rückst wie verdünnten Kasernenmief“. Else Kleefeld (Annegret Rugen) räumt in ihrer Wohnküche auf. Angebrochene Milchtüten, Magarinepackungen, offene Bierflaschen, benutztes Geschirr von mehreren Tagen – dreckige Wäsche liegt auch noch rum, alles wird in den Küchenschrank gestopft. Die Familie Kleefeld erwartet hohen Besuch. Sohn Kai (Marc Windler) hat seine künftigen Schwiegereltern und seine Angebetene eingeladen.

Allerdings stammen die Möbius aus besseren Kreisen. Sie sind erfolgreiche Inhaber eines großen Möbelhauses. Bruno Möbius (Harm Bartels) eilt der Ruf voraus, nur Nadelstreifenanzüge zu tragen und seine Frau (Christa Hinrichs) soll sehr elegant sein.

Else zieht alle Register, sieht sie doch für ihren Filius als gelernter Tischlermeister gute Zukunftsperspektiven. Else, ein bisschen töffelig, aber praktisch veranlagt, versucht alles, um ihren Hugo (Hartmut Frese) auf Kurs zu bringen, aber der sperrt sich.

Der allerdings hat seinen eigenen Stolz und ist in seinem Job als Trucker schon mal mit dem feinen Pinkel, Möbius zusammengestoßen. Nach einem Verkehrsunfall hat er ihn „Klookschieter“ genannt. Else geht zum Frisör, kauft im Schlussverkauf ein neues Kleid und lässt es auch an Parfüm nicht fehlen. Ihrem Hugo verordnet sie Anzug und Schlips für das Zusammentreffen mit der neuen Familie und Tochter Susi (Theresa Hinrichs) muss kalte Platten im Feinkostgeschäft besorgen.

Das Unheil nimmt seinen Lauf, als es zu früh an der Tür klingelt und Else noch unvorbereitet einen smarten Herrn im Nadelstreifenanzug hereinlässt. Sie holt die kalten Platten her, macht Small Talk in der Annahme, es handelt sich im Herrn Möbius und er macht schon mal den Sekt auf. Als Hugo endlich kommt, deckt er den Irrtum auf, schmeißt den unverschämten Versicherungsvertreter raus, aber nun ist guter Rat teuer, denn Sekt und kalte Platten sind auf ein Minimum reduziert und Else hat einen deutlichen Schwips, was ihren Sohn an den Rand der Verzweiflung treibt. Nach dem Motto: „Augen zu und durch“ werden schnell Leberwurstbrote geschmiert, was ihr Sohn genervt kommentiert. „Mook nich so dicke Schieben, datt sütt ut, as wenn dat Peer Geburtstag hätt“. Verschiedene Nebenhandlungen strapazieren die Lachmuskeln des Publikums derart, dass sich manche Zuschauer die Tränen aus den Augen wischen.

Schließlich klingeln die Möbius und Else macht die Tür auf. Sie erkennt die Leute im Alt-Hippie-Look nicht und schickt sie wieder weg. Sie hat vornehm gekleidete Leute erwartet. Kai läuft hinterher, holt sie wieder rein und als schließlich Familie Kleefeld und Familie Möbius nach peinlichen Minuten des gegenseitigen Beäugens einander näher kommen, hat sich plötzlich das Miljöh gewandelt. Die Kleefelds haben sich herausgeputzt, Hugo küsst Frau Möbius formvollendet die Hand und die feinen Möbius kommen daher als würden sie der Low-and-Peace-Bewegung angehören.

Das Stück als Einakter aus der Feder von Jens Exler war der Otterstedter Theatergruppe wie auf den Leib geschneidert. Die Rollen waren wie immer perfekt besetzt, die plattdeutsche Sprache als ein publikumswirksames Medium inszeniert und das Bühnenbild hätte stimmiger nicht sein können. Manche Szenen waren so komisch, dass selbst die Schauspieler Mühe hatten, sich das Lachen zu verkneifen. Der Einakter, zum 40-jährigen Jubiläum der Theatergruppe auf Albers Diele aufgeführt, setzte sich fort mit „Danz op de Deel“ und gemütlichem Beisammensein, bei dem fröhlich gefeiert wurde.

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